Tradiderunt Eilgrim et Ludolf in broechusen et 0mnia quae habuerunt in oedem loco

    

So heißt es in einer alten Urkunde aus dem Jahre 963. In einem Jahre, in dem in der damaligen Welt viel passierte:

ein Jahr zuvor wurde Otto I. zum 1. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gewählt; am südlichen Mittelmeer herrschte der Islam; in Asien stand das Chinesische Reich in neuer Blüte. und im engen Tal der Nithosia (Nethe) zwischen Hüwe, Bellerburg und Wingelstein lebten ein paar Menschen, die nichts von alledem wußten. Sie hatten sicherlich ihre eigenen Probleme in dem kleinen Ort Broechusen, im Kampf gegen Sumpf, Hochwasser und kargen Boden. Aber sie ließen sich nicht unterkriegen.

Hier lebte ein freies Geschlecht, Sachsen wie seit altersher‚ das seine Unabhängigkeit so weit wie möglich zu wahren versuchte. Im Schatten des mächtigen Klosters Corvey wußten die von Broechusen sogar, ihren Einfluß auf umliegende Höfe zu erweitern.

Zeugen aus alter Zeit sind selten in Bruchhausen. Allerdings sind sie vorhanden: Das romanische Gnadenbild in der Katholischen Kirche stammt aus dem 13. Jahrhundert. Mindestens das gleiche Alter hat angeblich die Burg auf der Bellerburg, von der wir heute nichts als den Namen kennen, weder wo sie stand, noch welche Ausmaße sie hatte. Es liegen lediglich zwei etwas unsichere Erwähnungen von 1203 und 1245 vor. Altere Bruchhäuser wissen heute noch von einem unterirdischen Gang zu erzählen. Sie kann zusammen mit der Wildburg (zwischen Amelunxen und Wehrden) und der Brunsburg (bei Godelheim) ein Burgendreieck zur Beherrschung des Nethetals gebildet haben. Der Name läßt jedoch auch auf eine Fluchtburg aus heidnischer Zeit schließen: Bellerburg = Burg des Baldur (Frühlingsgott der Germanen).

An die Frühzeit einer ritterlichen Laurentiusstiftung durch Thydericus von Mense (1432) erinnert die heutige evangelische Kirche, die ein Altarrelief aus dem 17. Jahrhundert mit symbolischen Darstellungen aufweist. Zeuge ehemaliger Gerichtsbarkeit ist die sog. "alte Feme", ein Fachwerkbau in drei Stockwerken, mit gemustertem Mittelgeschoß barocker Ziegelmauerarbeit (1687). Die jetzige katholische Pfarrkirche, das Herrenhaus und die Reste der mittelalterlichen Hofanlage, alles im Rahmen eines in seinen Grundzügen noch erkennbaren Parks, dessen nördliche Begrenzung die Nethe bildet, vermitteln einen interessanten Eindruck von einem ehemaligen Herrenhof als Mittelpunkt einer mittelalterlichen Grundherrschaft.

*Diese erste urkundliche Erwähnung Bruchhausens wurde 1963 entdeckt. Das Jahr 1969 mit dem Schützenfest bot sich daher für die Feier des Jubiläums an.

Die Zeit der Glaubenskämpfe ging auch an Bruchhausen nicht spurlos vorüber. So trat 1544 der Schloßherr Jost von Kanne mit einem Großteil der Bewohner zum protestantischen Glauben über. Jedoch bewirkte der Dreißigjährige Krieg und seine Folgen, daß im Jahre 1656 durch den Übertritt des Schloßherren auch ein Teil der Untergebenen zum alten katholischen Glauben zurückkehrte. Im Gegensatz zu der damals allgemein angewandten Regel "Cuius regio, eius religio" stellte es der Baron den Bruchhäusern frei, welchem Bekenntnis sie angehören wollten. Die Auswirkungen sehen wir heute noch an Hand der konfessionellen Zugehörigkeit der Bürger.

Ansonsten scheint Bruchhausen vom Dreißigjährigen Krieg verschont geblieben, wenn es auch später (1672/73) von der Armee des Herzogs von Lothringen unter dem General Caprera geplündert wurde. Weit verhängnisvoller sollte sich der große Krieg für die Ansiedlung Ykenrode, nördlich von Bruchhausen im Großen Loch gelegen, auswirken. Der Ort wurde entweder völlig zerstört, oder aber es starben seine Bewohner an der Pest. Heute ist uns nur noch der Name dieser Wüstung erhalten geblieben. Möglicherweise haben die Bewohner aber auch den Ort verlassen und sich z. B. in Bruchhausen angesiedelt, denn eine Bevölkerungsstatistik aus dem Jahre 1700 weist bereits 80 Häuser und 384 Einwohner aus. Schon damals mußten sich die Bewohner nach einem Nebenerwerb umsehen, der ihre Erträge aus der Landwirtschaft aufbesserte. Sie fanden ihn im Leinenbleichen. Noch heute künden zerfallene Bleicherhäuschen in den Nethewiesen von der einstigen Tätigkeit. Ihre Aufträge bekamen die "Braukschen Bleichers" zunächst von handwerklichen Webereien aus dem Ravensbergischen. Auch nach der Erfindung des mechanischen Webstuhls war dieser Erwerbszweig noch für einige Zeit erträgreich, wenn auch später die Aufträge spärlicher wurden und schließlich versiegten.

Aber die Menschen in Bruchhausen brauchten Arbeit und Brot und fanden beides bei der Papiermühle und der Eisenbahn, die nun eine große Rolle in ihrem Leben spielten. Die Eisenbahn hatte viele Arbeitsstellen zu vergeben, sei es in der Verwaltung, sei es im Betriebsdienst. Sie bot den Menschen in Bruchhausen und Ottbergen gleichzeitig die Möglichkeit, auswärts ihren Broterwerb zu finden. So fuhren und fahren noch heute ein überwiegender Teil der Bevölkerung als Pendler in die umliegenden Städte. Und auch das Ruhrgebiet zog viele Menschen magnetisch an. Sie fanden dort nicht nur Arbeit, sondern auch Wohnungen und siedelten ganz nach dort über. Beispiele lassen sich sicherlich in vielen Bruchhäuser Familien finden, deren Verwandte im "Ruhrpott" wohnen.

Wie schon erwähnt, bietet heute gerade die "Papiermühle", wie sie im Volksmund genannt wird, vielen Menschen aus Bruchhausen die Möglichkeit, in der Nähe arbeiten zu können, um nebenher ihre landwirtschaftlichen Nebenerwerbsstellen zu versorgen, die allein nicht ertragreich genug sind. Dieser Betrieb, der in den letzten Jahren eine ständige Aufwärtstendenz erfahren hat, entwickelte sich aus einer alten Kornmühle, mit der das Haus Bruchhausen bereits vor über 400 Jahren belehnt wurde.

Eine weitere Möglichkeit, im Ort selbst lohnende Arbeit zu finden, wurde jahrelang nicht genutzt: Die Silberquelle. Bereits im Jahre 1811 wurde sie vom Pfarrer Petrus Koch für die Allgemeinheit nutzbar gemacht und allen Bürgern Bruchhausens gewidmet. Heute beschäftigt die inzwischen errichtete Abfüllstelle ständig etwa 20 Menschen. Gleichzeitig bringt der inzwischen verpachtete Betrieb der Gemeinde eine hübsche Summe ein.

Die Mineralquelle ist es auch, die Bruchhausens Weg in die Zukunft richtungweisend bestimmt: Entwicklung zum Heilquellen- und Luftkurort.



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